Verhaltenstherapie beim Hund

Verhaltenstherapie beim Hund – was Du unbedingt wissen solltest

Beim Zusammenleben von Mensch und Hund kann es zu großen Schwierigkeiten kommen, wenn das Verhalten des Hundes deutlich von der Erwartung des Besitzers abweicht. Die Mensch-Hund-Beziehung kann von Anfang an gestört sein oder sie verschlechtert sich mit der Zeit immer mehr.

INHALTSVERZEICHNIS:

Ängstlichen Hund therapieren

Bei welchen Problemen kann eine Verhaltenstherapie Hund helfen?

Wenn die Verhaltensstörung vom Hund die Beziehung zu Menschen, aber auch zu anderen Hunden beeinträchtigt, dann kann eine Verhaltenstherapie für den Hund erforderlich werden.

Fachlich gesehen wird der Schweregrad eines Verhaltensproblems dabei in drei Kategorien eingestuft, die unterschiedlich leicht (z.B. durch den Besuch einer Hundeschule) oder schwer (durch eine längere Verhaltenstherapie für Hunde) zu behandeln sind.

Diese Verhaltensprobleme gehen oft fließend ineinander über:

Unerwünschtes Verhalten vom Hund 

Der Hund zeigt eine Verhaltensweise, die eigentlich für Hunde normal ist, jedoch vom Hundebesitzer nicht toleriert wird, wie z.B.:

Das unerwünschte Verhalten kann in einer Hundeschule aufgelöst oder zumindest deutlich reduziert werden. Dort werden Einzeltrainings, Abendkurse, Intensivkurse oder auch Seminare und Vorträge angeboten. 

Der Hundetrainer wird einen auf Belohnung basierten Trainingsplan für das jeweilige Problem erstellen, mit dem der Hund dann in kleinen Schritten Lösungsstrategien erlernen kann. In den meisten Fällen ist eine Verhaltenstherapie für den Hund nicht erforderlich.

Problemverhalten vom Hund

Das gezeigte Verhalten ist nicht mehr ganz normal, also grenzwertig und wirkt sich auf Hund und Hundebesitzer störend aus, z.B.:

Die Ängste können sich mit der Zeit immer weiter verstärken und es kann später zu einer Verhaltensstörung beim Hund kommen. Beim Problemverhalten sollte zuerst durch eine ärztliche Untersuchung abgeklärt werden, ob eine Krankheit vorliegt. Erst danach sollten die von einer Hundeschule angebotenen Abendvorträge oder Seminare wahrgenommen werden.

Auch hier wird der Hundetrainer einen auf Belohnung basierten Trainings-Plan ausarbeiten. Jedoch wird in den meisten Fällen eine Verhaltenstherapie vorgeschlagen, damit sich das Problemverhalten nicht zu einer Verhaltensstörung entwickeln kann.

Verhaltensstörung beim Hund

Das Verhalten ist krankhaft für einen Hund und stellt eine ernste Gefahr für den Hund selbst, seine Umgebung und besonders für Kinder dar. Es gibt keinen nachvollziehbaren und logischen Grund für sein gestörtes Verhalten, z.B.:

Die übertriebenen Ängste führen dazu, dass sich der Hund in seinem normalen Alltag nicht mehr wohlfühlt. Er hat Angst, sich beim Gassigang zu lösen, Angst beim Fressen, Angst vorm Schlafen, etc. Es kann dazu führen, dass der Hund vor Angst eine Phobie auf Dinge, Tiere oder Menschen entwickelt und unvermutet zubeißt.

Bei übertriebenen Trennungs-Ängsten zeigt der Hund Zerstörungswut und andauerndes Bellen, so dass der Hund nicht allein gelassen werden kann. Bei einer Verhaltensstörung hilft nur eine Verhaltenstherapie mit vorheriger ärztlicher Untersuchung.

Es ist möglich, dass eine medizinische Behandlung mit Psychopharmaka eingeleitet werden muss. In ganz schwierigen und nicht behandelbaren Situationen wird evtl. auch eine Euthanasie (Einschläferung) vorgeschlagen.

Therapie von unerwünschtem Verhalten beim Hund

Wie läuft eine Verhaltenstherapie beim Hund ab?

Je früher Du mit Deinem auffälligen Hund zum Tierarzt oder einem Hundetrainer gehst, umso größer ist die Erfolgsaussicht. Wenn sich das auffällige Verhalten vom Hund erst verfestigt hat, wird die Behandlung schwieriger.

Außerdem brauchst Du Geduld, denn um das Fehlverhalten zu beenden, dauert es eine ganz Zeit. Du solltest mit mehreren Wochen oder mehreren Monaten rechnen.

Ärztliche Untersuchung beim Haustierarzt

Zuerst wird eine gründliche körperliche Untersuchung vorgenommen. Dabei wird Blut abgenommen und untersucht, außerdem können noch Röntgenuntersuchungen und/oder Ultraschall-Untersuchungen nötig sein.

Es müssen Krankheiten, wie z.B. Arthrose beim Hund ausgeschlossen werden, da diese auch zu einem auffälligen Verhalten führen können. Der Hund hat wegen dieser Krankheit Schmerzen und schnappt dann bei Berührungen zu. Ein alter Hund kann seine Seh- und Hörfähigkeit verlieren und aus diesem Grund auf einmal ängstlich werden.

Erst wenn Krankheiten als Grund für die Verhaltensauffälligkeit ausgeschlossen werden können, solltest Du an eine Verhaltenstherapie für den Hund denken.

Aufsuchen eines Fachtierarztes für Verhaltensmedizin

Am besten ist es, wenn Du einen Tierarzt für Verhaltensmedizin um Rat fragst. Dein Haustierarzt kann Dir bestimmt einen Kollegen mit dieses Zusatzausbildung empfehlen. Dieser Facharzt wird mit Dir zusammen sämtliche Bereiche des Verhaltens vom Hund durchleuchten und analysieren. 

TIPP: Sehr hilfreich wäre es, wenn Du schon Fotos oder Videos von seinem auffälligen Verhalten hättest, die Du dem Facharzt zeigen könntest.

Der Arzt wird evtl. eine Futterumstellung vorschlagen. Es könnte sein, dass eine Futterunverträglichkeit beim Hund vorliegt, die für sein Verhalten verantwortlich ist. Er wird vielleicht Nahrungsergänzungsmittel oder auch Medikamente verschreiben, die hilfreich bei Verhaltensstörungen sind.

Außerdem wird er vorschlagen, wie Du Deinen Hund beschäftigen könntest. Du könntest z.B. deinem Hund Tricks beibringen, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Langeweile kann nämlich auch zu unerwünschtem Verhalten führen.

Dann wird der eigentliche Therapieplan für Hund erstellt. Es handelt sich um einen Trainingsplan, den Du zusammen mit Deinem Hund ganz genau einhalten solltest. Du lernst dabei, wie Du auf das Verhalten vom Hund reagieren solltest, um dieses zu ändern. Dieses Verhaltenstraining basiert auf Belohnungen und Dein Hund sollte dabei lernen, einen ganz neuen und jetzt positiven Bezug zu der beängstigenden Situation herzustellen.

Kosten, die bei einer Verhaltenstherapie beim Hund auf Dich zu kommen können

Eine ärztliche Untersuchung und vor allem eine langwierige Verhaltenstherapie beim Hund ist teuer. Alle Leistungen werden nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) abgerechnet. 

Wir haben für Dich eine ausführliche Tierarztkosten-Tabelle für den Hund erstellt, wo Du die anfallenden Kosten finden wirst. Du solltest bei der Verhaltens-Therapie mit einem Stundenlohn von ca. 100 Euro rechnen.

Verhaltenstherapie bei Aggressionen

Warum Dein Hund bei einer Verhaltenstherapie nicht bestraft werden sollte

Leider werden viele Hunde bestraft, sogar geschlagen, wenn sie ein unerwünschtes Verhalten zeigen und nicht ablegen. Es gibt sogar Hundetherapeuten und Hundetrainer die ihre Patienten auf diese Art bestrafen.

Ein Hund der bestraft wird, erlebt folgende Gefühle: Angst, Frustration, Schmerzen, Stress und vor allem Wut. Dies sind die gleichen Gefühle, die dieses Fehlverhalten erst ausgelöst haben.

Der Hund lernt zwar, dass er dieses bestimmte Verhalten nicht mehr zeigen darf, aber er lernt keine Lösungsstrategie und das bedeutet Stress für ihn. Oft wird diese gelungene Unterdrückung des Verhaltens als Erfolgt gefeiert. Aber diese Unterdrückung kommt nur durch Angst vor Strafe zustande. 

Das Ergebnis: Es kommt jetzt zu einer sogenannten erlernten Hilflosigkeit. In diesem Zustand erlebt der Hund, dass es für ihn aus dieser Situation gar keinen Ausweg gibt und das kann zu psychotischen Zügen beim Hund führen.

Sobald der Hund dann dieses auffällige Verhalten nicht mehr genügend unterdrückt, kann er unberechenbar und sehr gefährlich werden.

Wodurch werden Verhaltensauffälligkeiten beim Hund ausgelöst?

Eine Verhaltensauffälligkeit kann dadurch ausgelöst werden, wenn sich der Hund einer Anforderung nicht anpassen kann und auf diese Weise überfordert wird. Häufige Ursachen für Verhaltensauffälligkeiten beim Hund können folgende sein:

Spezifische Genetik

Es gibt Hunderassen, wie z.B. eben Jagdhunde, die eine Veranlagung zum Jagen haben. Ein solcher Hund ist der ideale Begleiter für einen Jäger oder Förster. Würde dieser Hund bei einem Besitzer leben, der diesen Jagdtrieb in seinem Lebensumfeld nicht tolerieren kann, käme es zu Problemen, weil der Hund dann ein unerwünschtes Verhalten zeigen würde. Dennoch kann man einem Hund den Jagdtrieb abgewöhnen.

Mangelhafte Zucht

Wenn der Züchter bei der Auswahl beider Elternhunde nicht genügend sorgfältig auf die gesundheitlichen und charakterlichen Eigenschaften geachtet hat und später bei den Welpen nicht für ausreichende Förderung und Sozialisierung gesorgt hat.

Zeigt die Mutterhündin bereits ein auffälliges Verhalten, kann sie ihre Welpen nicht richtig anleiten. Die Welpen ahmen in diesem Fall dann das auffällige Verhalten der Mutter nach.

Schlechte Gesundheit

Leidet der Hund an einer Erkrankung und kann somit ein vom Besitzer angestrebtes Leistungsziel dadurch nicht erreichen, führt dieses oft zu Verhaltensauffälligkeiten, die sich durch den ausgeübten Leistungsdruck immer weiter verfestigen. Wird der Hund wegen seinem Versagen dann noch bestraft, erleidet er außer den körperlichen Verletzungen natürlich auch einen psychischen Schaden. 

Haltung & Umgang

Wird der Hund häufig und für lange Zeit allein gelassen und findet zusätzlich noch ein liebloser und grober Umgang statt, dann wird er Trennungsängste entwickeln. Muss der Hund evtl. auch noch schmerzhafte Erfahrungen sammeln, dann wird er in den meisten Fällen ein ängstliches Verhalten entwickeln.

Anhaltender Stress

In Stress-Situationen kommt es zu Kurzschlusshandlungen im Affekt, besonders wenn der Hund keine gefestigte Lösungsstrategie erlernen konnte. Stress entsteht auch wenn der Hund keine ausreichende Zeit zur Entspannung und zum ungestörten Fressen hat.

Auch wenn er das Gefühl hat, nicht in Sicherheit schlafen zu können, löst dies Stress beim Hund aus. Kann der Hund dem Stress körperlich und psychisch nicht standhalten, wird er ein auffälliges Verhalten entwickeln.

Verhaltenstherapie beim Welpen vorbeugen

So kannst Du Verhaltensauffälligkeiten schon beim Welpen vorbeugen

Damit es gar nicht erst zu einer Verhaltenstherapie beim Hund kommen muss, solltest Du Deinen Welpen genau beobachten. Um die psychische Gesundheit des Welpen nicht zu gefährden, sollte der Kleine in der sogenannten Sozialisierungsphase mit möglichst vielen verschiedenen Hunden und Menschen zusammen kommen.

Auch an Autos, Motorräder und Fahrräder sollte er gewöhnt werden, um später mit Alltags-Situationen besser fertig zu werden. Die Sozialisierungsphase vom Welpen beginnt im Alter von ca. 4 Wochen und endet mit 3 bis 4 Monaten.

Ein Welpe sollte in dieser Zeit auch mit verschiedenen Gefühlen, wie z.B. Ärger, Freude, Frust, Stress, etc. konfrontiert werden, damit er lernen kann, damit umzugehen. Du solltest auch für einen strukturierten Tagesrhythmus sorgen. Dein Welpe benötigt ganz klare Regeln, die konsequent eingehalten werden und natürlich ausreichende Bewegung und regelmäßige Ruhephasen.

 Um für geistige Auslastung zu sorgen, könntest Du dem Hund Tricks beibringen. Wenn Du regelmäßig mit ihm trainierst, wird sich Eure Bindung festigen und er lernt mit den einfachen Grundkommandos zu gehorchen, was später sehr hilfreich in Stress-Situationen sein kann.

Auch auf eine gesunde und artgerechte Ernährung, wie z.B. das Barfen solltest Du achten. Über das Thema BARFEN haben wir für Dich einen ausführlichen Extra-Bericht geschrieben.

ACHTUNG: Wenn Du folgende Verhaltensweisen bei Deinem Welpen wahrnimmst, solltest Du mit einem Tierarzt, Hundetrainer oder einer Hundeschule Kontakt aufnehmen, damit es nicht zu einem Problemverhalten wird:

  • Der Welpe verteidigt Futternapf, Trinknapf oder Spielzeug und lässt es sich nicht wegnehmen.
  • Er reagiert aggressiv auf Dich und schnappt nach Dir, wenn Du ihn anfasst oder ihm z.B. ins Maul, Ohr, etc. gucken möchtest.
  • Er springt Menschen an und schnappt nach ihnen.
  • Auf andere Hunde reagiert er aggressiv und wird häufig von fremden Hunden angegriffen.
  • Wenn sich fremde Hunde nähern, reagiert er panisch und schreit und bellt.
  • Beim Spaziergang ignoriert er Deine Kommandos und will Joggern, Fahrradfahrern, etc. hinterher jagen.
  • Er ängstigt sich vor allem was ihm unbekannt ist und reagiert sehr nervös.